Die zielgerichteten Therapien haben neue Einblicke in die Pathogenese der AD geliefert.
Dupilumab (für mittelschwere bis schwere Fälle) und Crisaborol (für leichte bis mittelschwere Fälle) wurden für die Behandlung der atopischen Dermatitis zugelassen, wodurch sich die Auswahl an Behandlungsoptionen für die atopische Dermatitis vergrößert hat.
Die JAK-Inhibition durch topische Verabreichung stellt eine äußerst vielversprechende Therapie für die AD dar.
Bei der atopischen Dermatitis handelt es sich um eine chronisch rezidivierende entzündliche Hauterkrankung, deren Prävalenz während der vergangenen Jahrzehnte angestiegen ist. Die Pathogenese ist zwar noch nicht vollständig bekannt, sie ist jedoch auf jeden Fall komplex und resultiert offenbar aus einer Kombination von genetischen und umweltbedingten Faktoren, zu denen eine Funktionsstörung der Hautbarriere, eine Fehlregulation des Immunsystems – sowohl im Bereich der Haut als auch systemisch –, eine Dysbiose der Mikrobiota in der Haut sowie eine starker genetischer Einfluss gehören. Wie zu erwarten, stellt die atopische Dermatitis sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Familien und die Gesellschaft eine große Belastung dar.
Bei der Behandlung der atopischen Dermatitis muss die individuelle klinische Variabilität der Erkrankung berücksichtigt werden.
Das Ziel der Therapie besteht darin, den Juckreiz abzuschwächen und die Krankheit auf Dauer so weit unter Kontrolle zu bringen, dass die Patienten in ihrer Leistungsfähigkeit in keiner Weise eingeschränkt sind.
Daher ist ein mehrstufiger Ansatz, der darauf abzielt, die wesentlichen Auslöser zu vermeiden, die Hautbarriere zu verbessern, die Dysbiose der Haut zu beheben und die Entzündung zu reduzieren, zwingend geboten.
Die Auswahl der Therapie erfolgt in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung.
Die Basistherapie umfasst Edukationsprogramme, Emollienzien, Badeöle und das Meiden der klinisch relevanten Auslöser.
Die leichten und mittelschweren Formen der Erkrankung werden mit einer topischen antientzündlichen Therapie behandelt. In vielen Fällen umfasst diese jedoch auch eine proaktive Behandlung in Form der zusätzlichen Gabe von Tacrolimus oder Glucocorticosteroiden.
Die systemische Therapie ist den schweren Fällen vorbehalten.
Bei jedem Verfahren, das angewendet wird, muss alles unternommen werden, um sicherzustellen, dass der Patient die Therapie einhält. Dies wird dadurch erreicht, dass die Behandlung individuell an die Bedürfnisse jedes Patienten angepasst wird.
Die Pathophysiologie der atopischen Dermatitis ist komplex und multifaktoriell und umfasst Elemente wie die Funktionsstörung der Hautbarriere, Veränderungen bei den zellvermittelten Immunantworten, die IgE-vermittelte Überempfindlichkeit sowie umweltbedingte Faktoren.
Die jüngsten Verbesserungen beim Verständnis der atopischen Dermatitis haben dafür gesorgt, dass die Anwendung bestimmter zielgerichteter Wirkstoffe nun gezielter erfolgen kann.
Viele Biologika und kleinmolekülige Antagonisten werden derzeit in Phase-II-und Phase-III-Studien untersucht. Sie sind gegen unterschiedliche Signalwege wie z. B. die TH2-Immunantwort, die JAK-Signalgebung und die Mediatoren des Juckreizes gerichtet.
Dupilumab
Dupilumab ist gegen den IL-4/IL-13-Rezeptor gerichtet, und die Ergebnisse von Phase-III-Studien haben gezeigt, dass es zu einer signifikanten Besserung der klinischen Symptome der atopischen Dermatitis sowie zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität führt. [1]
Vor Kurzem wurde die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab, angewendet zusammen mit topischen Steroiden von mittlerer Stärke, bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis untersucht. [2]
Bemerkenswerterweise waren die Ergebnisse in Woche 52 ähnlich wie die in Woche 16. Dies deutet darauf hin, dass bei den Patienten, die auf die Therapie ansprechen, dieses Ansprechen lange erhalten bleibt.
Das Sicherheitsprofil war ebenfalls akzeptabel; allerdings tritt bei ca. 25-30 % der Patienten eine mit der Behandlung assoziierte Konjunktivitis auf. [3]
Derzeit sind Phase-III-Studien zur Anwendung von Dupilumab bei Kindern und Jugendlichen mit atopischer Dermatitis im Gange.
Lebrikizumab
Bei Lebrikizumab und Tralokinumab handelt es sich um neue zielgerichtete Wirkstoffe, die die Wirkung von IL-13 blockieren.
In aktuellen Studien zu diesen beiden Wirkstoffen wurde über vielversprechenden Ergebnisse berichtet. Es kam zu einer Besserung des Schweregrads der Erkrankung, und die Sicherheitsprofile waren vorteilhaft. [4]
Was die Blockade anderer Interleukine anbetrifft, so unterbindet der Antikörper Fezakinumab die Aktivität von IL-22, das die epidermale Hyperplasie fördert und die Barrierefunktion der Haut beeinträchtigt.
Dieser Wirkstoff wurde in einer Phase-II-Studie untersucht, und dabei wurde eine signifikante Verbesserung bei der SCORAD-(Scoring Atopic Dermatitis-)Skala dokumentiert, die besonders bei Betroffenen mit schwerer Erkrankung von Bedeutung war. [5]
Die Aussagekraft der Ergebnisse dieser Studie wird jedoch durch die geringe Stichprobengröße und die fehlende Anwendung des Eczema Area and Severity Index eingeschränkt.
Nemolizumab
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Nemolizumab, einem humanisierten Antikörper gegen den IL-31-Rezeptor A, wurde ebenfalls in einer aktuellen Phase-II-Studie zur Behandlung der atopischen Dermatitis untersucht. [6]
In Woche 12 betrugen die Änderungen auf der Visuellen Analogskala zum Juckreiz bei den Patienten, die Nemolizumab alle 4 Wochen erhielten, -43,7 % in der Gruppe mit 0,1 mg, -59,8 % in der Gruppe mit 0,5-mg und -63,1 % in der Gruppe mit 2,0 mg, verglichen mit -20,9 % in der Placebogruppe (P <0,01 für alle Vergleiche).
Die Veränderungen beim EASI lagen bei -23,0 %, -42,3 % bzw. -40,9 % gegenüber 26,6 % in der Placebogruppe.
Unter Nemolizumab wurde also bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis mit allen monatlichen Dosierungen eine signifikante Besserung des Juckreizes erzielt, wodurch die Wirksamkeit einer gegen den IL-31-Rezeptor A gerichteten Therapie bewiesen wurde.
Bemerkenswert ist, dass die Anwendung von Nemolizumab auch mit einer Besserung der Schlafstörung verbunden war.
Mehrere JAK-Inhibitoren befinden sich in der Entwicklung als orale Therapien für die mittelschwere bis schwere atopische Dermatitis bzw. als topische Therapien für die leichte bis mittelschwere atopische Dermatitis.
JAK-Inhibitoren blockieren, abhängig von ihrer relativen Spezifität, eine ganze Reihe von Zytokinen, Wachstumsfaktoren und/oder Hormonrezeptor-Signalwegen.
Tofacitinib
Die Ergebnisse einer topischen Behandlung mit Tofactinib wurden in einer Phase-II-Studie analysiert. [7]
Die mittlere prozentuale Änderung des Punktwerts beim Eczema Area and Severity Index (EASI) gegenüber der Baseline war in Woche 4 unter der Behandlung mit Tofacitinib (-81,7 %) signifikant größer als unter der mit dem Träger (-29,9 %).
Die Patienten, die mit Tofacitinib behandelt wurden, zeigten in Woche 4 im Vergleich mit denen unter der Behandlung mit dem Träger signifikante Verbesserungen bei sämtlichen vordefinierten Wirksamkeitsendpunkten sowie beim Juckreiz.
Die signifikanten Verbesserungen beim EASI, beim PGA und bei der betroffenen KOF wurden nach 1 Woche festgestellt, die Besserung des Juckreizes bereits nach 2 Tagen.
Baricitinib
Baricitinib ist ein JAK1/2-Inhibitor, der sich in einer Phase-II-Studie als wirksam bei Behandlung der atopischen Dermatitis erwiesen hat. In dieser Studie erreichten in Woche 16 von den Patienten, die Baracitinib in der Dosierung von 4 mg erhielten, signifikant mehr ein EASI-50-Ansprechen als von den Patienten unter Placebo (61 % vs. 37 %).[8]
Eine Einschränkung der Aussagekraft dieser Studie war dadurch bedingt, dass die topischen Corticosteroide vor Baricitinib angewendet wurden, wodurch die Möglichkeiten des Vergleichs mit der Baricitinib-Monotherapie eingeschränkt wurden.
Crisaborol ist ein Phosphodiesterase-4-Inhibitor, dessen Anwendung bei atopischer Dermatitis in Form einer Salbenzubereitung in zwei Phase-III-Studien untersucht wurde. [9]
Nach 28 Tagen Behandlung erzielten mehr von den mit Crisaborol als von den mit dem Vehikel behandelten Patienten einen Erfolg beim Investor Static Gobal Assessment-(ISGA-)Score (klar/fast klar mit einer Verbesserung ≥2 Stufen; AD-301: 32,8 % versus 25,4 %, P = 0,038; AD-302: 31,4 % versus 18,0 %, P <0,001), mit einem höheren Prozentsatz von Patienten mit dem Befund klar/fast klar (51,7 % versus 40,6 %, P = 0,005; 48,5 % versus 29,7 %, P <0,001).
Crisaborol wurde inzwischen sowohl von der FDA als auch von der EMA für die Behandlung der mittelschweren atopischen Dermatitis (AD) bei Patienten im Alter >2 Jahre zugelassen.
Die zielgerichteten Therapien haben neue Einblicke in die Pathogenese der AD geliefert.
Die JAK-Inhibition durch topische Anwendung stellt potenziell ein vielversprechendes Therapieziel bei der AD dar.
Kernaussagen/Klinische Perspektiven
Die zielgerichteten Therapien Dupilumab (für mittelschwere bis schwere Fälle) und Crisaborol (für leichte bis mittelschwere Fälle) wurden für die Behandlung der atopischen Dermatitis zugelassen.
Derzeit werden weitere zielgerichtete Therapien zur Behandlung der atopischen Dermatitis in Phase-III-Studien untersucht.
Blauvelt A, de Bruin-Weller M, Gooderham M, et al. Long-term management of moderate-to-severe atopic dermatitis with dupilumab and concomitant topical corticosteroids (LIBERTY AD CHRONOS): a 1-year, randomised, double-blinded, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet. 2017 Jun 10;389(10086):2287-303.
Aszodi N, Thurau, S, Seegraber, et al. Management der Dupilumab‐assoziierten Konjunktivitis beim atopischen Ekzem, JDDG. 2019:17(5):488-92.
Simpson EL, Flohr C, Eichenfield LF, et al. Efficacy and safety of lebrikizumab (an anti-IL-13 monoclonal antibody) in adults with moderate-to-severe atopic dermatitis inadequately controlled by topical corticosteroids: A randomized, placebo-controlled phase II trial (TREBLE). J Am Acad Dermatol. 2018 May;78(5):863-71.
Guttman-Yassky E, Brunner PM, Neumann AU, et al. Efficacy and safety of fezakinumab (an IL-22 monoclonal antibody) in adults with moderate-to-severe atopic dermatitis inadequately controlled by conventional treatments: A randomized, double-blind, phase 2a trial. J Am Acad Dermatol. 2018 May;78(5):872-81.
Bissonnette R, Papp KA, Poulin Y, et al. Topical tofacitinib for atopic dermatitis: a phase IIa randomized trial. Br J Dermatol. 2016 Nov;175(5):902-11.
Guttman-Yassky E, Silverberg JI, Nemoto O, et al. Baricitinib in adult patients with moderate-to-severe atopic dermatitis: A phase 2 parallel, double-blinded, randomized placebo-controlled multiple-dose study. J Am Acad Dermatol. 2019 Apr;80(4):913-21.
Paller AS, Tom WL, Lebwohl MG, et al. Efficacy and safety of crisaborole ointment, a novel, nonsteroidal phosphodiesterase 4 (PDE4) inhibitor for the topical treatment of atopic dermatitis (AD) in children and adults. J Am Acad Dermatol. 2016 Sep;75(3):494-503.
Presenter disclosure information: D Simon: None disclosed.
Vorgetragen von: Prof. Kristian Reich, Translational Research in Inflammatory Skin Diseases, Institute for Health Services Research in Dermatology and Nursing, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, and Skinflammation® Center, Hamburg, Germany
Vorgetragen von: Prof. Spyridon Gkalpakiotis, Department of Dermatovenereology, Third Faculty of Medicine and University Hospital of Kralovske Vinohrady, Prague, Czech Republic.