Aufgrund der Auffassung, dass sowohl der Tumornekrosefaktor α als auch IL-23 und IL-17A eine Schüsselrolle bei der Pathophysiologie der Psoriasis spielen, stellen diese Zytokine zentrale Angriffsziele bei der Therapie der Erkrankung dar.
Bei mehreren neuen Wirkstoffen, die gegen diese Zytokine gerichtet sind, wurden äußerst vielversprechende Ergebnisse festgestellt.
Die Psoriasis ist eine immunvermittelte Erkrankung mit einem komplexen pathogenetischen Prozess, der durch eine Kombination von genetischen und umweltbedingten Faktoren ausgelöst wird. Diese Faktoren induzieren die Sekretion des Tumornekrosefaktors (TNF) α durch Keratinozyten, wodurch im Gegenzug dendritische Zellen aktiviert werden. Die derzeit verfügbaren Therapien sind mit einer Vielzahl von Einschränkungen verbunden. Neue Erkenntnisse über die Pathogenese der Psoriasis haben inzwischen zur Entwicklung von neuartigen zielgerichteten Therapien geführt. Die Interleukin-Inhibitoren stellen einen erheblichen therapeutischen Fortschritt dar, denn sie sind offenbar sehr selektiv im Hinblick auf die Abschwächung der gestörten Signalwege der Entzündung, die für die Psoriasis verantwortlich sind.
Der IL-23/IL-17-Signalweg bildet eine entscheidende Achse bei der Pathogenese der Psoriasis, und IL-17A ist der primäre Effektor. In der Tat ist die IL-17A-Überexpression das definierende Merkmal der Plaque-Psoriasis. [1]
Bei Secukinumab und Ixekizumab handelt es sich um monoklonale Antikörper gegen IL-17A, hingegen ist Brodalumab ein monoklonaler Antikörper, der gegen IL-17RA gerichtet ist.
In der klinischen Praxis haben IL-17-Antagonisten eine gute Wirksamkeit, eine langfristige Aufrechterhaltung des Ansprechens auf die Therapie sowie einen schnellen Wirkungseintritt gezeigt. [1]
Durch die einzigartige Wirksamkeit dieser Wirkstoffe wird die These untermauert, dass die Pathogenese der Psoriasis weitgehend über die Th17-Achse gesteuert wird.
Diese biologischen Wirkstoffe stellen insbesondere zusätzliche Therapiemethoden für die Personen dar, die für eine systemische Therapie infrage kommen.
Bei der generalisierten pustulösen Psoriasis sind IL-1 und IL-36 die stark exprimierten dominanten Zytokine. Im Vergleich dazu ist die Expression von IL-17 und IL-22 vermindert.[2]
Anakinra ist ein synthetischer, injizierbarer IL-1-Rezeptorantagonist, der zu hochinteressanten Ergebnissen bei Patienten mit pustulöser Psoriasis geführt hat, die auf keinen der Anti-TNF-Wirkstoffe angesprochen haben.
Auch die Inhibition des IL-36-Signalwegs wurde vor Kurzem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit bei der pustulösen Psoriasis untersucht. [3]
Dazu wurde eine Phase-I-Studie zur Überprüfung des Therapiekonzepts an sieben Patienten durchgeführt, bei denen ein Schub einer generalisierten pustulösen Psoriasis vorlag und die mit einer einzelnen, offen verabreichten intravenösen Dosis von BI 655130, einem monoklonalen Antikörper gegen den IL-36-Rezeptor, behandelt wurden. [4]
Bei drei Patienten hatten sich die Pusteln innerhalb von 48 Stunden nach der Behandlung vollständig zurückgebildet, bei 5 Patienten innerhalb von Woche 1 und bei 6 Patienten innerhalb von Woche 2.
Diese Ergebnisse wurden mindestens bis zum Studienende nach 20 Wochen aufrechterhalten.
Die Blockade sowohl des IL-1- als auch des IL-36-Signalwegs ist mit einem außerordentlich guten klinischen Ansprechen assoziiert; dies steht im Einklang mit der beobachteten Überexpression dieser beiden Zytokine.
Bei anderen Formen der Psoriasis scheint der IFN-Signalweg in die Pathogenese involviert zu sein. [4]
Und tatsächlich wurde in Tiermodellen durch Blockierung des IFN-α-Signalwegs bzw. Inhibition der Fähigkeit der plasmazytoiden prädendritischen Zellen (plasmacytoid predendritic cells, PDC) zur Produktion von IFN-α die T-Zell-abhängige Entwicklung einer Psoriasis verhindert.
Dies spricht dafür, dass das aus den PDC stammende IFN-α eine potenzielles frühes Angriffsziel für die Behandlung der Psoriasis darstellt.
Zu den zukünftigen Strategien bei der Psoriasis, die gegen die PDC gerichtet sind, gehören auch solche, bei denen eine Blockade von IFN angestrebt wird: Antikörper gegen IFN-α (Sifalimumab), den IFN-Rezeptor (Anifrolumab) sowie den TYK2-Inhibitor BMS-986165.
Angesichts der gewonnenen zusätzlichen Erkenntnisse über die Signalwege der Entzündung, die den unterschiedlichen Typen der Psoriasis zugrunde liegen, kann nun ein grundlegendes Stratifizierungsschema vorgeschlagen werden (Tabelle).
Bei den akuten Formen (wie z. B. der erythrodermen Psoriasis, der Psoriasis guttata und der instabilen Psoriasis) ist Typ-I-IFN involviert.
Bei den chronischen Formen vom Plaque-Typ ist TNF/IL-17 beteiligt und bei den pustulösen Formen IL-1/IL-36.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wird immer klarer, dass die therapeutische Blockade der geeigneten Zielstrukturen klinisch äußerst wirksam sein kann.
Bei der chronischen Psoriasis vom Plaque-Typ ist der IL-23/IL-17-Signalweg involviert.
Bei den pustulösen Formen ist IL-1/IL-36 beteiligt.
Bei den akuten Formen (z. B. der instabilen, erythrodermen oder der paradoxen Psoriasis) ist IFN-α einbezogen.
Kernaussagen/Klinische Perspektiven
Es wurde über äußerst vielversprechende Ergebnisse bei mehreren neuen Wirkstoffen berichtet, die speziell dafür entwickelt wurden, in der Pathophysiologie der Psoriasis relevante Zytokine und Immun-Mechanismen als Angriffsziele anzuvisieren.
Bachelez H, Choon SE, Marrakchi S, et al. Inhibition of the interleukin-36 pathway for the treatment of generalized pustular psoriasis. N Engl J Med. 2019 Mar 7;380(10):981-3.
Gilliet M, Conrad C, Geiges M, et al. Psoriasis triggered by toll-like receptor 7 agonist imiquimod in the presence of dermal plasmacytoid dendritic cell precursors. Arch Dermatol. 2004 Dec;140(12):1490-5.
Presenter disclosure information: M Gilliet: Abbvie, Amgen, Celgen, Galderma, Genentech, La Roche-Posay, Lilly, Novartis, Roche.
Vorgetragen von: Prof. Kristian Reich, Translational Research in Inflammatory Skin Diseases, Institute for Health Services Research in Dermatology and Nursing, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, and Skinflammation® Center, Hamburg, Germany
Vorgetragen von: Prof. Spyridon Gkalpakiotis, Department of Dermatovenereology, Third Faculty of Medicine and University Hospital of Kralovske Vinohrady, Prague, Czech Republic.