Die Monotherapie mit der Ruxolitinib-Creme stellt offenbar eine vielversprechende Therapie für Vitiligo-Läsionen dar, da ihre Anwendung zu einer kontinuierlichen Besserung über bis zu 52 Wochen geführt hat.
Bei der Vitiligo handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die gegen Melanozyten gerichtet ist und zu einer Depigmentierung von einzelnen Hautstellen führt.[1] Die Pathogenese der Vitiligo wird über einen Signalweg unter Vermittlung von JAK1/JAK23 gesteuert, und eine Cremezubereitung von Ruxolitinib, einem JAK1/JAK2-Inhibitor, [2] wird zurzeit im Hinblick auf ihren Einsatz bei der Behandlung dieser Erkrankung untersucht.[3] Die Ruxolitinib-Creme führte nach einer 24-wöchigen, doppelblinden trägerkontrollierten Behandlung zu einer signifikanten Repigmentierung von Vitiligo-Läsionen im Gesicht (NCT03099304). [4]
In dieser Studie wird das therapeutische Potenzial der Ruxolitinib-Creme bei Patienten mit Vitiligo nach 52-wöchiger doppelblinder Behandlung weiter untersucht.
Die Studie NCT03099304 https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03099304 war eine randomisierte doppelblinde Dosisfindungsstudie zu der Ruxolitinib-Phosphat-Creme an Studienteilnehmern mit Vitiligo.
Bei den Patienten musste die klinische Diagnose einer Vitiligo mit depigmentierten Arealen mit einer Gesamtausdehnung ≥0,5 % der gesamten Körperoberfläche (KOF) im Bereich des Gesichts und ≥3 % der gesamten KOF an anderen Körperstellen gestellt worden sein.
Die Patienten aus den ursprünglichen Gruppen der Studie NCT03099304 mit 0,5 % einmal täglich, 1,5 % einmal täglich, 1,5 % zweimal täglich setzten diese Behandlung fort.
Die Studienteilnehmer, die mit dem Vehikel behandelt worden waren, sowie die in der Gruppe mit 0,15 % wurden erneut randomisiert, falls in Woche 24 eine Verbesserung beim Facial Vitiligo Area Scoring Index (F-VASI) <25 %festgestellt wurde.
Die erneute Randomisierung erfolgte für 0,5 % einmal täglich, 1,5 % einmal täglich bzw. 1,5 % zweimal täglich.
Es wurden insgesamt 157 Patienten analysiert.
Primäre Ergebnismessgröße
Der primäre Endpunkt war der Anteil der mit der Ruxolitinib-Creme behandelten Patienten – im Vergleich mit den Patienten, die mit dem Träger behandelt wurden,– die in Woche 24 eine Verbesserung ≥50 % beim F-VASI (F-VASI-50) erzielten.
In Woche 24 wurde von einem signifikant höheren prozentualen Anteil der Patienten unter der Behandlung mit der Ruxolitinib-Creme ein F-VASI-50 erreicht (25,8 %-50,0 % bei allen Dosierungen) als von denen, die mit dem Träger behandelt wurden (3,1 %).
In Woche 52 war der Anteil der Patienten, die ein F-VASI-50-Ansprechen erzielten, in der Gruppe mit 1,5 % zweimal täglich am höchsten (Abbildung).
Auch die Anteile der Patienten, die in Woche 52 ein F-VASI-75-Ansprechen bzw. ein F-VASI-90-Ansprechen erzielten, waren in der Gruppe mit 1,5 % zweimal täglich am höchsten.
Die Wahrscheinlichkeit eines T-VASI-50-Ansprechens in Woche 52 war von der Dosis abhängig.
Von den Patienten, die alle depigmentierten Hautstellen behandelten (bei einer befallenen KOF ≤20 % zur Baseline), erreichten 45,0 % derjenigen unter dem Regime mit 1,5 % zweimal täglich in Woche 52 ein T-VASI-50-Ansprechen.
Der Anteil der Patienten, die in Woche 24 beim Physician's Global Vitiligo Assessment (F-PhGVA) das Ergebnis frei von Läsionen oder fast frei von Läsionen erzielten, stieg bis Woche 52 weiter an.
Die Anwendung der Ruxolitinib-Creme ging nicht mit klinisch signifikanten Reaktionen an der Applikationsstelle oder schwerwiegenden behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen (TEAEs) einher.
Die wichtigsten TEAEs waren Akne und Reaktionen an der Applikationsstelle.
Die Monotherapie mit der Ruxolitinib-Creme führte nach Woche 24 zu einer substanziellen Repigmentierung von Vitiligo-Läsionen an Gesicht und Körper.
Es wurde eine kontinuierliche Besserung bis einschließlich Woche 52 beobachtet (die höchsten Ansprechraten wurden unter 1,5 % zweimal täglich erzielt). Dies spricht dafür, dass die Ruxolitinib-Creme eine wirksame Behandlungsoption für Patienten mit Vitiligo darstellt.
Eine längere Therapiedauer ging mit einer stärkeren Repigmentierung einher. Diese wurde anhand des VASI objektiv bewertet.
Nahezu vollständige Repigmentierung im Gesicht, bewertet anhand des F-VASI-75.
Substanzielle Repigmentierung am ganzen Körper, bewertet anhand des T-VASI-50.
Alle Dosierungen der Ruxolitinib-Creme wurden gut vertragen und es wurden keine schwerwiegenden therapiebedingten unerwünschten Ereignisse angegeben.
Kernaussagen/Klinische Perspektiven
Die Monotherapie mit der Ruxolitinib-Creme stellt offenbar eine vielversprechende Behandlung für Vitiligo-Läsionen mit guter Langzeittauglichkeit dar.
Rashighi M, Harris JE. Interfering with the IFN-γ/CXCL10 pathway to develop new targeted treatments for vitiligo. Ann Transl Med. 2015;3(21):343.
Quintás-Cardama A, Vaddi K, Liu P, et al. Preclinical characterization of the selective JAK1/2 inhibitor INCB018424: therapeutic implications for the treatment of myeloproliferative neoplasms. Blood. 2010;115(15):3109-17.
Rosmarin D, et al. Efficacy and safety of ruxolitinib cream for the treatment of vitiligo: results of a 24-week, randomized, double-blind, dose-ranging, vehicle-controlled study. Presented at: World Congress of Dermatology 2019.
Vorgetragen von: Prof. Kristian Reich, Translational Research in Inflammatory Skin Diseases, Institute for Health Services Research in Dermatology and Nursing, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, and Skinflammation® Center, Hamburg, Germany
Vorgetragen von: Prof. Spyridon Gkalpakiotis, Department of Dermatovenereology, Third Faculty of Medicine and University Hospital of Kralovske Vinohrady, Prague, Czech Republic.